19. Dezember 2009
Presseerklärung der Mobilfunk Bürgerinitiativen Kempten
zur Vorstellung der Immissionskarte der Stadt Kempten
Mobilfunk wird (fast) sichtbar
- Erster Schritt in Richtung Strahlungsminimierung -
Beim letzten monatlichen Treffen der Kemptener Mobilfunk Bürgerinitiative diesen Jahres stand die Immissionskarte für das Stadtgebiet Kempten im Mittelpunkt.
Es bestand Übereinstimmung, dass sich hinsichtlich Mobilfunk in Kempten im letzten Jahr einiges zum Positiven hin bewegt hat. Begrüßenswert ist, dass die Stadt in ihrem Internetauftritt Informationsmaterial zum Mobilfunk bereitstellt. Es wäre wünschenswert, wenn noch mehr auf unabhängige Literatur verwiesen werden würde.
Die Bürgerinitiativen sind der Meinung, dass die bisherigen Bestrebungen der Stadt und die erzielten Ergebnisse nur der Beginn eines langen Umdenkprozesses sowie einer kontinuierlichen Entwicklung zu einer minimierten, unschädlicheren Strahlenbelastung sein kann.
Die Vorstellung der Immissionskarte im Stadtrat, aber auch die Information der Öffent-lichkeit - auch durch die Medien - ließ etliche Fragen offen. Die Karte verdeutlicht zwar in übersichtlicher, grafischer Form die scheinbare Belastung, der die Kemptener Bürger und deren Gäste unfreiwillig als Versuchsobjekte ausgesetzt sind. Warum gab es beispielsweise lediglich 15 (!) Messpunkte im Stadtgebiet? Man hätte erwarten können, dass die Stadt bestimmend auf das Gutachten des Münchner Um-weltinstituts einwirkt und besonders schützenswerte Bereiche und Einrichtungen, wie Schulen, Kindergärten, Kliniken usw. bevorzugt messtechnisch erfassen und darstel-len lässt. Diese Qualität fehlt dem Gutachten.
Ebenso stellt sich die Frage warum wurden bei den Messungen die besonders gefährlichen UMTS-Sendeanlagen im Stadtgebiet nicht berücksichtigt?
Ob sich das seinerzeit von der Lenkungsgruppe des Stadtrats favorisierte "dialogische Verfahren" zwischen Stadt und Netzbetreibern bewährt, wird sich bei den der-zeit schon vorliegenden Suchkreisanfragen zu den Standorten Lenzfried, Kempten-West und Klinikum zeigen. Werden die Mobilfunkbetreiber die vom Umweltinstitut empfohlenen Werte akzeptieren? Die Bürgerinitiativen werden die Entwicklungen kritisch verfolgen. Wird die Stadt Rückgrat zeigen und zum Schutz ihrer Bürger die Netzbetreiber aufgrund der vorliegenden Positiv-Gutachten in ihrer "freien" Standort-wahl einschränken? Und wird sie vor allen Dingen zur Leistungsreduzierung auf eine reine Außenversorgung mit Schutz des eigenen Wohnraums hinwirken?
Dass der Schutz der Bürger vor Umweltgefahren beim Amt für Umwelt und Natur-schutz angesiedelt ist, scheint eigentlich selbstverständlich zu sein. Hierzu gehört auch der Strahlenschutz. Warum in Kempten die vom Mobilfunk ausgehende gesundheitsgefährdende Strahlung vom Baureferat "fachtechnisch" begleitet wird, ist angesichts der mobilfunkfreundlichen Baugesetzgebung sehr befremdlich. Diese örtliche Regelung wird der Bedeutung des Umweltschutzes und der gefährlichen biolo-gischen Wirkungen durch gepulste Hochfrequenzstrahlung nicht gerecht.
Die Bürgerinitiativen fordern die Wiedereinsetzung einer fachlich versierten und kom-petenten Lenkungsgruppe im Stadtrat!
Derzeit besteht ein rechtsloser Raum in der Mobilfunkszene, der von der Industrie dominiert wird. Mit diesem Hintergrund werden die Kemptener Mobilfunkkritiker auch weiterhin besonders aktiv für Bürgerrechte und Strahlungsminimierung eintreten. Dabei soll die regionale Politik stetig angeregt werden, ebenfalls gegen die Aushebelung der Grundrechte vorzugehen.
Das nächste Treffen der Bürgerinitiativen findet am Dienstag, den 12.01.2010 statt. Ort und Zeit kann über die Website www.risiko-mobilfunk-kempten.de in Erfahrung gebracht werden.
Allen Bürgern wünschen die Mobilfunkkritiker strahlungsarme Feiertage und ein gesundes Neues Jahr.