13. Dezember 2011
Mobilfunkkritiker sprechen mit Mitgliedern des Planungs- und Bauausschusses
Gesundheitliche Vorsorge für Kemptener Bürger
Vertreter der Kemptener Mobilfunk-Bürgerinitiative, ein Vorstandsmitglied der Ärzte- und Wissenschaftlervereinigung „Kompetenzinitiative e.V.“ sowie Mitglieder der Verbraucherschutzorganisation „Diagnose Funk“ luden die Mitglieder des Bauausschusses vergangene Woche zum Gedankenaustausch. Es sollten Möglichkeiten ausgelotet werden, die Strahlungsbelastung zu reduzieren. Knapp die Hälfte der Geladenen kam und diskutierte das gemeinsame Anliegen - gesundheitliche Vorsorge der Bevölkerung, insbesondere von Kindern und Jugendlichen - in angenehmer Atmosphäre.
Dr. Kern rief den einstimmigen Stadtratsbeschluss vom November 2008 in Erinnerung:
Ziel der Stadt Kempten ist, die Immissionen des Mobilfunks für die Bürger der Stadt, un-abhängig von Grenzwerten, vorbeugend zu reduzieren. Dem besonderen Schutz von Kindern ist vorrangig Rechnung zu tragen … .
Eltern machen sich vermehrt Sorgen um die Gesundheit ihrer Kinder. Kinder und Jugendliche sind nicht nur durch Sendemasten, sondern speziell durch die Nutzung von Handys und kabellosen Spielkonsolen einer wachsenden Belastung durch gepulste Mikrowellenstrahlung ausgesetzt. Die WHO warnt, diese Strahlung sei möglicherweise krebserregend. In Beschlüssen fordern das Europaparlament und der Europarat Schutzmaßnahmen. Viele unabhängige Studien und Forschungsergebnisse weisen auf Gefahren hin: Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, neurologi- sche Störungen, bis hin zur Krebsgefahr. Der massive Anstieg entsprechender Erkrankungen, insbesondere von Stresserkrankungen (Burn-out) und depressive Störungen, so Dr. Kern in seinen weiteren Ausführungen, unterstreichen die Warnungen vor Gesundheitsgefahren des mobilen Funks.
Die Möglichkeiten der Kommune, die in Verhandlung mit den Netzbetreibern eine konsequente Reduzierung der Funkstrahlung mit sich brächten, wurden von Herrn Dipl. Ing. Krumsiek dargelegt. Insbesondere das Recht auf Privatsphäre - sprich: keine Strahlenbelastung durch Sendemasten in den eigenen vier Wänden - sondern die reine Outdoor-Versorgung stellte er als Ziel der Bürgerinitiativen heraus. Kinder und Jugendliche werden am intensivsten von den Mobilfunkbetreibern umworben. Sie sind der gesundheitsgefährdenden Strahlung am wehrlosesten ausgesetzt. Daher hatte der Stadtrat im November 2008 auf notwendige Maßnahmen zum Schutz der Kinder hingewiesen. Durch geeignete Angebote, auf gesundheitliche Gefahren aufmerksam zu machen könnte zum Beispiel durch den Stadtjugendring geschehen. Die durch entsprechende Fortbildungen sensibilisierten Lehrer könnten im Unterricht durch Aufklärung auf die Einsicht ihrer Schüler setzen. Das durch den bayerischen Landtag in bayrischen Schulen erlassene Handyverbot war ein wichtiger Schritt, kann aber Aufklärung nicht ersetzen.
Die Förderung einer gesundheitlichen Aufklärung von Eltern, Schule und Kindern, auch durch die Stadt, ist bereits durch den Stadtratsbeschluss festgeschrieben, aber bislang nicht konsequent umgesetzt. Dem Ziel einer Strahlenminimierung in Kempten ist, gerade auch im Hinblick auf den erwartenden Ausbau von LTE und Behördenfunk (TETRA/BOS), höchste Priorität einzuräumen.
Mit den vier anwesenden Ausschussmitgliedern, Frau Slavicek, Kemptener Frauenliste, Herrn Kiechle und Herrn Hiepp, beide CSU und Herrn Oberdörfer, SPD bestand Konsens, dass sich diese dafür einsetzen, die Themen Mobilfunk und Strahlenminimierung auf die Agenden des Bauausschusses zu bringen. Darüber hinaus bestand Einigkeit, dass eine Aufklärungskampagne zum Thema "Mobilfunk und Strahlenbelastung" in der Bevölkerung und vor allem bei Kindern und Jugendlichen in Angriff genommen werden sollte. Ebenso, dass sich die Stadt über den Städte- und Gemeindetag für die Absenkung der Grenzwerte auf Landes- und Bundesebene engagieren solle.
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Die tatsächlichen Berichte in den Tageszeitungen:
Die Allgäuer Zeitung berichtet am 24.12.2011: "Mobilfunkkritiker sprechen mit Räten",
der Kreisbote Kempten am 04.01.2012: "Vorsorge für Bürger"